Eine Nacht, in der Wissenschaft spürbar, greifbar und interaktiv wurde – genau so habe ich die diesjährige Lange Nacht der Wissenschaft in Berlin erlebt. Meine Entdeckungsreise begann am frühen Abend mit einem Workshop des KI-Campus an der traditionsreichen Humboldt-Universität zu Berlin. Dort nahm ich an einem interaktiven Experiment teil, das sich mit maschinellem Lernen beschäftigte. Gemeinsam mit anderen Besucherinnen und Besuchern durfte ich ein Bildklassifikationsmodell korrigieren und so aktiv zur Verbesserung der algorithmischen Erkennung beitragen. Ein faszinierender Einstieg, bei dem Theorie auf praktische Anwendung traf. Im Anschluss führte mich mein Weg zur Technischen Universität Berlin, wo im ersten Stock des Hauptgebäudes ein Präsentationsbereich für moderne KI-Anwendungen eingerichtet war. Dort traf ich auf den sympathischen Wolf Rieder, der mir in einem ausführlichen Gespräch die Bedeutung von KI-gestützter Websuche und die Herausforderungen im Hinblick auf digitale Privatsphäre erläuterte. Seine Perspektiven auf zukünftige Browsing-Erlebnisse und die Balance zwischen Datenkomfort und Datenschutz haben mich tief beeindruckt. Direkt daneben demonstrierte mir sein Kollege Philip Raschke, wie ein intelligenter Chatbot durch API-Anbindung in Echtzeit Wetterdaten abfragen kann, was eigentlich ein scheinbar einfaches, aber technologisch hochinteressantes Beispiel dafür war, wie Künstliche Intelligenz über rein statische Daten hinausdenken lernt.
Wenig später erkundete ich einen weiteren Standort der TU Berlin in der Marchstraße, wo ich mithilfe eines VR-Headsets an einem experimentellen Video-Telefonat teilnehmen konnte. Der Avatar meines Gesprächspartners Louis Ankel vermittelte eine erstaunlich natürliche Gesprächsatmosphäre – eine Demonstration dafür, wie real virtuelle Kommunikation bereits geworden ist. Dennoch spürte ich auch hier, wie wertvoll echte zwischenmenschliche Interaktion bleibt. Nebenan lernte ich zwei Entwickler kennen, Pu Xu und Adrian Pfisterer, die mir den Prototyp eines Roboterarms vorstellten. Seine haptischen Sensoren ermöglichten es dem mechanischen Gliedmaß, mit erstaunlicher Präzision Schubladen zu öffnen und sogar einen Zauberwürfel zu drehen. Eine eindrucksvolle Demonstration dafür, wie nah moderne Robotik bereits an menschliche Feinmotorik heranreicht. Danach machte ich mich auf den Weg zur Berliner Hochschule für Technik. Obwohl ich die Vorlesung zur Rolle von KI in der Gaming-Industrie leider verpasst habe, erwartete mich im Foyer ein charmanter Überraschungsmoment: Am Stand von Niklas Bäcker begegnete ich Frag Furhat, einem humanoiden Robot-Kopf, der als Event-Guide eingesetzt wurde. Als ich Anna den Roboter fragte, ob sie beatboxen könne, antwortete sie mit einem trockenen „Nein, aber ich weiß, was das ist.“ Ein Moment, der mein Herz als Performer höherschlagen ließ und mir gleichzeitig die Grenzen aktueller Mensch-Maschine-Interaktion charmant aufzeigte.
Mit der U-Bahn ging es weiter in den Südwesten Berlins zum Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Dahlem. Hier erwartete mich eine Kunstinstallation mit spielerischen Lernmodulen und einem fiktiven Gemini-Porträt von Iyad Rahwan, das unsere Vorstellung von Identität und künstlicher Repräsentation infrage stellte. Unter freiem Himmel lauschte ich anschließend einer spannenden Podiumsdiskussion über die Beziehung zwischen AI, Kunst und kulturellen Narrativen – ein intellektueller Ausklang in einer wunderbar entspannten Atmosphäre. Der letzte Stopp meiner langen Nacht führte mich mit einem Shuttlebus zur Freien Universität Berlin. In der Fakultät für Physik wurde mir von Oliver Gückstock ein Laser-Experiment vorgeführt, das mich nachhaltig beeindruckt hat. Ohne jegliches Mikrofon, rein durch Lichtwellen, nahm der Laser meine Beatbox-Sounds auf und wandelte sie in eine digitale Audio-Datei um. Ein nahezu magischer Moment, in dem sich meine Leidenschaft für Klang und neue Technologien auf faszinierende Weise verbanden. So klangvoll endete eine Nacht, die mir gezeigt hat, wie zugänglich, inspirierend und überraschend Wissenschaft heute sein kann.
Event Highlights
❯ Aufschlussreiche Gespräche über digitale Privatsphäre mit Experten der TU Berlin
❯ Kommunikation mit einem digital animierten Gegenüber als Zukunftsvision der Fernvernetzung
❯ Feinmotorische Interaktionen wie das Lösen eines Zauberwürfels durch KI-unterstützte Robotik
Resümee
Die Lange Nacht der Wissenschaft hat mir eindrucksvoll gezeigt, dass Zukunft nicht irgendwann beginnt, sondern längst erlebbar ist und an jeder Ecke, in jedem Gespräch und in jedem selbst programmierten Blick in die Welt von morgen.